Schon seit einigen Wochen brüstet sich das selbsternannte „Uhrenportal“ Trustedwatch.de aus Flein mit seiner ach so großen Beliebtheit im sozialen Netzwerk Facebook. Da wird von einer „erfolgreichen Social-Community Ausrichtung“ und über 100’000 „Fans“ schwadroniert. Die Zahl von über 100’000 Fans ist tatsächlich beeindruckend – große Medien wie z.B. die NZZ haben gerade mal etwas über 10’000 Fans, der deutsche Spiegel kommt auf etwas über 19’000 Fans.
Schaut man sich diese Fangemeinde aber etwas genauer an, so stellt der interessierte Blogger verwundert fest, dass diese uhrenbegeisterten Facebook Mitglieder zum allergrössten Teil aus Litauen kommen (siehe auch diese Grafik).
Auch im schönen Litauen sind die Internet-Nutzer natürlich an Uhren und am Internet interessiert, ein wenig „seltsam“ mutet die baltisch konzentrierte Begeisterung für die rein deutsch- und englisch-sprachige Seite aber doch an.
Sogar Google stuft die Facebook-Präsenz von Trustdwatch bei einer Suche nach „trustedwatch“ bei facebook als litauische Seite ein (zu erkennen an dem „lt-lt.“ vor dem ersten Suchergebnis).
Die Lösung des Rätsels: Die Fans von Trustedwatch sind gekauft !
Auf Ebay bietet zum Beispiel der Verkäufer „social-media-marketing“ 100.000 Facebook Fans schon um EUR 2500 an.
Ebay-Auktion über 100’000 Facebook Fans
Laut Annonce wird nach Zahlung in etwa 4 Monaten ein Zuwachs von 100’000 Facebook Fans garantiert.
Auch auf die Herkunft der „Fans“ wird in der Ebay-Annonce eingegangen:
> Bzgl. der Herkunft der Fans: Die Werbung wird auf Fans
> ausgerichet, die zum größten Teil aus Litauen kommen.
Auch in einem Bericht des WDR zum unseriösen Geschäft mit den gekauften Fans wird Litauen erwähnt („[…]Er hatte 1.000 Fans gekauft,[…]allerdings waren die alle aus Litauen„).
Diese sogenannten „Fansklaven“ klicken gegen kleine Gebühr oder weil ihr Rechner von Hackern durch Malware ferngesteuert wird, den „like“ Button einer jeden Seite an, für die der Inhaber die entsprechende Gebühr entrichtet.
Dass Trustedwatch diesen Mechnismus tatächlich genutzt und seine Fans ganz einfach gekauft hat, sieht man auch daran, dass fast alle Fans von Trustedwatch auch Fans der Facebook-Präsenz eines Dekorationsartikelversands namens „YourDecoShop„, eines litauischen Nagelstudios namens „Nail and Beauty“ bzw. eines benachbarten Klamottenhandels Vulcan.lt oder des Pop-Sternchens „Serena Delacruz“ sind.
Auch diese Facebook-Seiten haben ungewöhnlich viele Fans. Es wäre schon ein enormer Zufall, wenn alle Uhrenbegeisterten Fans von Trustedwatch sich auch für Deko-Artikel, die hübsche Serena oder gepimpte Nägel interessieren.
Viel eher scheinen diese Firmen ihre Fans beim gleichen „Anbieter“ gekauft zu haben.
Die potentiellen Folgen für Trustedwatch sind gravierend.
Das Ankaufen von Fans ist (abgesehen vom Missbrauch der Plattform Facebook und der versuchten Irreführung braver Internet-Nutzer) auch wettbewerbsrechtlich nicht ganz ohne.
So bewertet zum Beispiel die auf dieses Rechtsgebiet spezialisierte Kanzlei Schwenke & Dramburg aus Berlin das Kaufen von Fans als klaren Verstoß gegen das Verbot irreführender Werbung – somit drohen Trustedwatch nun begründete Abmahnungen von Besuchern und Wettbewerbern.
Somit drohen den Herren Ammann, Fischer und Co nun ernsthafte Folgen:
- eine Pflicht zur Unterlassung (also Entfernung der gekauften Fans),
- die Verpflichtung zur Herausgabe der durch den Fankauf generierten Gewinne
- und natürlich Schadensersatzzahlungen gegenüber Mitbewerbern.
Mein Fazit:
Wieder einmal hat sich Trustedwatch mit höchst unseriösen Machenschaften ein böses Eigentor geschossen.
Mit gekauften Freunden wird Nutzern und Werbetreibenden eine tatsächlich nicht vorhandene Beliebtheit der Seite vorgetäuscht. Pfui.
Damit man sich selbst ein Bild machen kann, hier nochmal der Link zu einer Auswahl der gekauften „Fans“ von Trustedwatch. Einfach ein paar der Fans anklicken, dann erkennt man schnell die Gemeinsamkeiten.
Weitere Belege: